Berichte -
Der Großteil der aktiven europäischen Welsangler hat bereits einen oder sogar alle drei Ebro Staubereiche befischt. Der Angeldruck ist dort auf einem sehr hohen Level. Viele Fische werden jährlich mehrmals gefangen, der Altbestand oder Urbestand ist dadurch schon eine Weile "verangelt" und nicht mehr im Gewässer vorhanden. Fast jeder Angelplatz der leicht zu erreichen ist zeigt ein unschönes Bild unseres Hobbys. Meist findet man an diesen Plätzen eine Unmenge an Müll und sonstigem Unrat vor. Aber auch unter Wasser sieht es kaum besser aus. Abgerissene Angelschnüre, zurückgelassene Marker oder untergegangene Bojen bilden einen Hindernisparcour der nicht nur das Leben der Tiere, sondern auch die jedes anderen Wassersportlers gefährdet. An solchen Angelplätzen haben wir kein Interesse. Über 1500 Kilometer Anreise auf sich zu nehmen um schlussendlich auf ausgetretenen Angelplätzen sein Glück zu finden ist in unserer Sicht komplett gegen den Ursprungsgedanken des Angelsports. Es geht darum sich in wunderschöner Natur aufzuhalten, ein einzigartiges Abenteuer zu erleben und diese große Freiheit in vollen Zügen genießen zu können. Der Fangerfolg kommt dann fast automatisch. Wir waren sehr verwundert, dass es doch recht vielen Anglern Freude macht auf solchen Plätzen ihren Urlaub zu verbringen oder im Promenadenbereich von Mequinenza, sitzend auf einer einbetonierten Parkbank, den Welsen, Karpfen und Zandern nachzustellen. Es werden jährlich mehrere Tonnen an Pellets, Boilies und Hühnerkadavern in den Fluss geworfen um die Fische auf diese immer gleichen Plätze zu konditionieren. Aus diesem Grund macht das klassische Welsangeln dort keinen Sinn mehr. Diese sogenannten"Hauswelse“ fressen nur noch Nahrung die für sie augenscheinlich einfach zu bekommen ist, sie haben ihre natürlichen Jagdinstinkte abgebaut und wurden zu Dressurtieren.
Aus diesem Grund sollten unsere Touren weit weg von dem üblichen Tourismus der Wallercamps gehen um neue Fischgründe am Rio Segre, Cinca und Ebro zu erkunden. So dass wir uns erstmal mit dem Jeep über Fels und Stein, durch Schlamm und Sand, über Berge und durch Täler in den spanischen Outback kämpfen mussten. Danach wurden die Schlauchboote an wildes Wasser getragen und ein wahres Abenteuer bis an die körperlichen Grenzen begann. Teilweise musste mit großem Kraftaufwand die Boote über Flachwassergebiete gezogen und die Ausrüstung über Hindernisse getragen werden um die Spots zu erreichen. Sinnflutartige Regenfälle, Starkwinde, Gluthitze und plagende Insekten erforderten Durchhaltevermögen und bedingungslose Leidenschaft. Die Strapazen lohnten sich. Wir konnten unsere Köder an unbeangelten Plätzen anbieten. Teilweise dauerte es keine zwei Minuten bis die ersten Waller den Ködern nachraubten. Die Welse hatten in diesem Gebiet noch keinerlei schlechten Erfahrungen mit Anglern gemacht und so konnten wir einen Fisch nach dem anderen fangen. Drills am Limit für Mensch und Gerät.
Angelmethode:
Rauschend zieht der Fluss vor unseren Füssen am Ufer vorbei. Eine starke Strömung und viel Treibgut ist das Bild, was sich unseren Augen bietet. Irgendwo in den tiefen Gumpen lauern die Waller. Doch wie kann man dort unten seine Köder anbieten ohne dass der Strömungsdruck, der auf Schnur und Köder wirkt, alles mit sich zieht? Das Bleigewicht samt Köder wandert ab, bis das Blei irgendwann zwischen den Steinen am Grund hängen bleibt, was in den meisten Fällen mit dem Verlust der Montage endet. Die Strömung ist einfach zu stark.
Es müssen Steine als Gewicht verwendet werden, diese findet man in allen Größen am Ufer. Steine von circa 2-3 Kilo sind ideal. Mit einer Wurstkordel fixieren wir die Steine mittig, das hält sehr gut und bietet uns auch gleich einen Fixpunkt für eine 0,50mm starke Mono-Schnur die als Sollbruchstelle dient. Die monofile Reißschnur wird circa 10cm lang gewählt und am oberen Wirbelöhr der Montage eingebunden. Bei einem Biss oder Hänger reißt durch das Steingewicht die monofile Schnur und gibt die gesamte Montage frei. Aber auch diese Steinmontage hält dem vielen Treibgut nicht zu lange Stand und bleibt fängig. Deswegen legen wir unsere Hauptschnur auf Ästen und Büschen auf. Mit diesem Trick haben wir nur wenige Meter Schnur im Wasser, diese eine viel kleinere Angriffsfläche bietet. Ideal ist es auch, seine Montagen hinter versunkene Bäume ab zu legen, diese Bäume halten das Treibgut auf und schützen daher die Montagen. Zudem sind diese Stellen Hotspots für kapitale Waller. Dieses Vorgehen funktioniert sehr gut, bei einem Anbiss müssen wir den Fisch vom Schlauchboot ausdrillen um ihn sicher landen zu können in hindernisreichem Terrain. Zuerst setze wir bei einem Biss einen starken Anhieb und fahren dann mit dem Schlauchboot in die Flussmitte, dabei löst sich die Hauptschnur von den Ästen und sobald wir über dem Fisch mit dem Boot angekommen sind im Freiwasser ausdrillen. Das Schlauchboot ist notwendig, bei einer so starken Strömung und hoher Angeldistanz kann der Fisch nicht vom Land ausgedrillt werden, da würden wir sehr viele Fische durch Schnurbruch verlieren. Die dann meist mit dem Hakensystem im Maul verenden. Auch flussaufwärts fischen wir mit dieser Steinmontage, nur müssen wir zusätzlich einen Umlenker mit einbauen. Mit Hilfe der Umlenker können wir die Hauptschur über das Wasser spannen. Mit diesen beiden Montagen und Methoden sind wir in der Lage jeden Hotspot auf der eigenen Uferseite flussauf und flussabwärts zu befischen. Die gegenüberliegende Uferseite können wir entweder mit einen Umlenker und der Steinmontage befischen oder mit der Sträuchermontage. Diese Methode ist sehr einfach und sehr effektiv. Wir binden mit Hilfe einer Reißleine die Montage einfach an Sträucher oder Holz an und spannen diese dann komplett an das gegenüberliegende Ufer. Hierzu befestigen wir eine Reißleine in der Stärke von 0,40mm - 0,45mm am gegenüberliegenden Ufer an einen Ast, Baum oder an Sträucher, stellen mit der Länge der Reißleine den Abstand vom Ufer ein und knoten einen Karabinerwirbel am Ende der Reißleine an. Danach befestigen wir den Karabiner einfach hinter der Angelpose und spannen die Schnur über das Gewässer ab. Am Ufer sollte die Rute möglichst steil aufgestellt werden um die Schnur über Wasser halten zu können. Nach dem Angelansitz muss man dann die Ausleger und Reißleinenreste mit Hilfe eines Messer am natürlichen Anbindepunkt abschneiden und entsorgen. Damit wissen nachfolgende Angler nicht wo man gefischt hat und jeder Angler sollte selbst verständlicherweise ein Naturfreund sein und keinen Müll am Gewässer hinterlassen.
Köderfische:
Karpfen gibt es in Massen im Fluss, am besten fängt man diese mit Mais. Ein Kilo gekochten Futtermais großzügig im Angelbereich verteilen lässt die Karpfen mit der Futtersuche beginnen, diese dann mit der einfachen Haarmontage am Grundblei befischt werden. Auch Barsch und Zander kommt in großen Stückzahlen im Ebro vor, die werden am einfachsten beim Spinnangeln mit Gummifischen oder Spinner gefangen. Rotaugen können direkt vom Bootssteg mit der Stipprute gefangen werden. Maden und Mistwürmer sind für sie der Topköder. Keine Zweifel an großen Köderfischen, die stattlichen Waller sind in Spanien vor allem auf Karpfen um die 10 Pfund fixiert da es ihre natürliche Hauptnahrung ist. Aber auch Zander, Barsche und Rotaugen funktionieren bestens.
Angellizenzen und Ansprechpartner:
Die notwendigen Lizenzen hat unser Freund und Partner Oliver Schier von Urlaub nach Mass vorab besorgt. Bei ihm kann man Boote und Apartments direkt am Wasser mieten. Von dort aus kann man seine Touren in alle Bereiche des Flusssystemes beginnen. Zusätzlich erhält man von ihm und seinen kompetenten Mitarbeitern wichtige Informationen was das Wallerangeln oder das Angeln allgemein in der Region betrifft.
Tight Lines
Peter Merkel und Patrick Haas